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    Wohnen im Alter: Dänemark – Das „Home-Service-Programm“ – Hjemmeservice

    26. Mai 2016 von Diana Heinrichs

    Ist es einfacher, besser, annehmbarer im europäischen Ausland alt zu werden? Wird hier mehr getan, geleistet, organisiert? Darf man selbst bestimmt altern? Ist die Unterstützung im Alter besser geregelt?


    Wohnen im Alter: Dänemark – Schauen wir uns einmal unser Nachbarland Dänemark an. Auch hier haben – wie in meinem Beitrag zu Holland: Wie lebt es sich im Alter im Ausland: Die Niederlande – einschneidende Reformen der sozialen Dienstleistungen mit der Einbeziehung der Kommunen zu entscheidenden Veränderungen der stationären und ambulanten Pflege geführt.

    In Dänemark und auch Holland wird die Pflege nicht zentral, sondern über die Gemeinden (Kommunen) organisiert.

    Seit 1987 existiert ein Wohnungsgesetz für Seniorinnen und Senioren, das den Bau neuer Alters- und Pflegeheime untersagt! Absurd? Nein!

    Alleine das Verbot ermöglicht neue Formen des Wohnens. Eine bestimmte Wohnform, wie das Pflegeheim, hat als alleinige Anlaufstelle für Pflegebedürftige ausgedient. Gemeinden schöpfen so alle Möglichkeiten für ihre Einwohner aus, ein selbst bestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen.

    Dabei setzen sie auf die nötigen Unterstützung und Betreuung durch Sozialdienste und der Inanspruchnahme von haushaltsnahen Diensten. In Dänemark wird das sogenannte „Home-Service-Programm“ (Hjemmeservice) staatlich bezuschusst. Dänische Bürger, die älter als 75 Jahre sind und noch keine Alltagshilfe erhalten, haben einen jährlichen Anspruch auf zwei kostenfreie präventive Hausbesuche.

    Diese grandiose Idee der „vorausschauenden Pflege“ hilft den Gemeinden, einen absehbaren Hilfsbedarf schnell zu erkennen und die Planung von Hilfsdiensten einzubeziehen.

    Dänische Gemeinden sind zudem per Gesetz verpflichtet, Alterswohnungen in einem bestimmten Umfang zur Verfügung zu stellen. Diese müssen barrierefrei konzipiert und mit einem Notrufsystem ausgestattet sein. Klar ist, auch hier gibt es Wartelisten, man muss sich frühzeitig kümmern.

    Falls ein betreutes Wohnen nicht mehr möglich ist und der Pflegebedarf – wie in Deutschland- über ein medizinisches Gutachten feststeht, ist es möglich, eine Pflegewohnung oder einen Platz in einem Pflegeheim zu erhalten. Bereits seit der Pflegereform aus dem Jahr 1996 gibt es in Dänemark moderne Pflegekonzepte, die gemischte Wohnformen vorsehen, inklusive eines Betreuungskonzepts, das unterschiedliche Pflegebedürfnisse vorsieht.

    Seniorbofaellesskaber – Was bedeutet das?

    Seniorenwohngemeinschaften gibt es als selbstständige Wohnform bereits seit den 70er Jahren. Diese Wohnform wird von den Bewohnern gemeinsam geplant und verwaltet.

    200 dieser Wohngemeinschaften existieren in Dänemark, gefördert nach Maßgabe der staatlichen Wohnbauförderung, was Größe und Standards betrifft. Dafür hat das dänische Wohnungsbauministerium extra eine Beratungsstelle für gemeinschaftliches Wohnen eingerichtet.

    Unterstützt wird die dänische Seniorenpolitik zudem durch den Einsatz modernster Technologien, wie beispielsweise den Einsatz von Telemedizin, Sensortechnik und Online-Pflege-Modelle. Alleine diese Maßnahme wird vom dänischen Finanzministerium mit rund 400 Millionen Euro seit 2009 finanziert.

    Ende dieses Jahres wird die Maßnahme abgeschlossen.

    Quelle: Shutterstock