Man könnte meinen, wir sind unpünktlich oder nicht interessiert. Das Gegenteil ist der Fall. Der Grund für unser Fehlen ist nicht Desinteresse, sondern eine tiefe Wertschätzung für das, was der Deutsche Pflegetag repräsentiert und wie er sich entwickelt hat.
Für uns ist der Deutsche Pflegetag mehr als nur eine Veranstaltung. Es ist die Plattform, auf der Politik und Pflegeverbände zusammenkommen, um die Zukunft der Pflege in Deutschland zu gestalten. Während einige Besucher sich von duftenden Waffeln zu den hinteren Ständen locken lassen, wissen wir, dass der wahre Wert des Pflegetages in den Diskussionen, Entscheidungen und Impulsen liegt, die hier gesetzt werden.
Die Pflege steht vor einer Wende. Sie benötigt nicht nur Anerkennung, sondern auch dringende und nachhaltige Veränderungen, um zukunftsfähig zu bleiben. Wer wirklich auf Augenhöhe mit der Ärzteschaft kommunizieren möchte, muss sich auf die gesamtgesellschaftliche Frage konzentrieren: Wie wollen wir die Pflege in Deutschland gestalten?
Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, hat dies erkannt und schafft es, den Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und andere Entscheidungsträger zu gewinnen. Die Integration digitaler Aspekte wie digitale Medizinprodukte und Pflegeanwendungen (DiPA) ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, die Pflege moderner, effizienter und patientenzentrierter zu gestalten.
Doch Digitalisierung allein reicht nicht aus. Die grundlegenden Weichenstellungen müssen aus der Pflege selbst kommen. „New Work“ sollte nicht nur ein Buzzword sein, sondern Teil der DNA jedes Pflegeprofis. Die Akademisierung und das gestärkte Selbstbewusstsein gegenüber der Ärzteschaft müssen von den Fachkräften selbst getragen werden.
Es ist höchste Zeit, dass die Pflege sich ihrer Stärke und ihrer Bedeutung bewusst wird und mutig nach vorne schaut. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die politische Organisation der professionellen Pflege und ihre Abgrenzung von pflegenden Angehörigen. Während die Unterstützung durch Angehörige unverzichtbar ist, muss die Rolle der professionellen Pflegekräfte klar definiert und gestärkt werden, um die Qualität und den Standard zu gewährleisten und um auf Augenhöhe mit der Ärzteschaft zu agieren.
Dieses Ziel der Augenhöhe verlangt nicht nur Fachkompetenz, sondern auch den Mut, eine federführende Rolle im Gesundheitswesen proaktiv zu gestalten. Eine Feder zu führen, heißt faktisch auch an Gesetzgebungsverfahren mitzuschreiben und einen Platz im G-BA einzunehmen.
Wenn wir physisch nicht auf dem Deutschen Pflegetag anwesend sind, sind unsere Gedanken, Wünsche und Ambitionen stets dabei. Und hey – statt in der Hauptstadt sind wir diese Woche in Hammersbach, Sohren, Brannenburg und Weeze unterwegs.
Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der Pflege in Deutschland!
Bilder: Jan Pauls / Deutscher Pflegetag