Floskel oder unerlässlich: Wie geht es dir!?

27. September 2017 von Diana Heinrichs
Es ist eine Frage, der wir uns vermutlich relativ häufig bedienen: Wie geht es dir?
Auf Seiten des Fragenden kann man einwenden, dass diese Frage in den meisten Fällen gar nicht „ehrlich“ gemeint ist in dem Sinne, dass die Person wirklich wissen will, wie es mir geht. Zumindest nicht, wenn es mir hundeelend geht. Das ist die Annahme.
Aber auch auf Seiten der gefragten Person antworten wir doch meist floskelhaft mit „gut“ und zwar ohne darüber nachzudenken. Wir antworten automatisch mit „gut“. Gestern ist es mir genauso ergangen. Aufgefallen ist mir erst ein paar Minuten später, dass es mir eigentlich nicht gut ging. Denn es war der zweite Tag einer beginnenden Erkältung und ich hatte Kopf- und Gliederschmerzen. Und mich hatte auch keine fremde Person gefragt, sondern jemand, dem ich das ruhig hätte erzählen können, die das sicher auch interessiert hätte.
Nun muss man sagen, dass ich insgesamt ein positiver Mensch bin, mein Glas ist immer halb voll. Es liegt also ein bisschen in meiner Natur positiv auf eine solche Frage zu antworten. Und mein Wohlbefinden bestimmt sich durch eine Vielzahl an Faktoren, zu denen das körperliche Wohlbefinden sicher dazu gehört aber nicht immer bestimmend sein muss.
Dennoch war in diesem Moment mein körperliches Unwohlsein sehr präsent und hätte ich nicht automatisch geantwortet, sondern kurz in mich hineingehört, hätte das zumindest ein Teil meiner Antwort sein sollen. Sonst bleibt am Ende tatsächlich nur eine Floskel.
Ich denke, der Satz darf eine Floskel sein mit Menschen, die ich nicht so gut kenne. Manchmal reicht es vielleicht nicht, nur „Hallo“ zu sagen. Es eröffnet zumindest die Möglichkeit zu einem wenn auch oberflächlichen Gespräch. Denn mal ehrlich, wir wollen doch auch nicht jedem erzählen, wie es uns wirklich geht, oder?
Ich nehme mir allerdings vor, dass ich bei Menschen, die ich besser kenne, nicht mehr floskelhaft auf diese Frage antworte. Ich werde versuchen, einen Moment in mich hineinzuhören und zumindest schauen, was gerade in mir geschieht. Das ist ehrlicher der anderen Person gegenüber, aber auch mir selber. Es muss mir ja nicht immer gut gehen!