@Prof. Rothgang: Wir unterstützen die Initiative Pro-Pflegereform – und wollen Teamwork

10. September 2017 von Diana Heinrichs

Wie klein doch manchmal die Welt ist. – Ein Gedanke, der uns tagtäglich im Supermarkt oder auf der Straße überrascht, wenn uns unerwartet ein Bekannter über den Weg läuft. In unserer vernetzten Welt werden die persönlichen Wege scheinbar immer länger. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen. Doch muss ich auch zugeben, dass mir der Gedanke von der kleinen Welt gerade mit einem Blick auf den Care Invest Newsletter kam. Und das ist die Geschichte dazu:

Das ganze Wochenende saßen wir im Malteser Kloster in Bad Wimpfen mit anderen Sozialunternehmern zusammen. Als Teil der Wirkungsschmiede haben wir überlegt, wie wir für unsere Vision Mitstreiter im deutschen Pflegesystem finden. Wir wollen Teamwork mit Angehörigen, Pflegekräften, Hilfskräften und Hausärzten – statt Pflegeminuten und Kontrollen. Wir wollen das gesamte Pflegeteam vernetzten, um Lebensqualität im Alter neu zu denken und ein langes, selbst bestimmtes wie sicheres Leben im Alter möglich zu machen.

Wie klein dabei doch manchmal die Welt ist: Auf dem Rückweg aus dem Kloster nach Berlin lese ich im Newsletter vom Gutachten von Prof. Dr. Prof. Dr. Heinz Rothgang. Er hat seine Vorschläge zur „Alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung“ gerade an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe übergeben. Auszug aus dem Care Invest Mailing:

Was in dem Papier steht, greift unseren Gedanken von Teamwork und Vernetzung um den Senior auf:

Damit wird es auch „im Heim“ möglich, bestimmte Module durch Angehörige oder andere zivilgesellschaftliche Akteure erbringen zu lassen – bei entsprechender Reduktion der Heimentgelte.  Quelle: Alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung 

 

Für uns ist dieses Papier ein weiteres Zeichen, dass sich das deutsche Pflegesystem im Aufbruch befindet. Wer aus der Branche kommt, weiß, dass die Versorgung mit den bestehenden Pflichten, Mitteln und Kräften so nicht einfach mehr zu leisten ist. Wir wissen aus, dass wir als Gesellschaft nicht jünger werden. In so vielen anderen Branchen, wo wir auch mit knappen Mitteln konfrontiert waren, haben wir mit einer Kombination aus neuen Anreizmodellen, angepassten Strukturen und technologischen Lösungen eine bessere Allokation unserer Ressourcen geschafft. Mitfahrgelegenheiten, Überlandbusse und schlaue Apps auf dem Smartphone lassen uns öfter und günstiger reisen.

Online Auktionsplattform helfen uns, den Keller auszumisten, ohne einfach nur Müllberge zu produzieren. Am Universitätsklinikum Essen erprobt Dr. Johannes Wimmer, wie es ist, wenn Patienten nicht pauschal einen Termin in sechs Wochen erhalten, sondern nach Bedarf vom behandelnden Arzt einbestellt werden. Vernetzung und Teamwork lassen uns in so vielen Fällen flexibler, bedarfsgerechter und am Ende auch menschlicher handeln. Können wir Flexibilität, Bedarfsgerechte Angebote und Wahlfreiheit in der Pflege zulassen? Prof. Rothgang glaubt das:

Ordnungsrechtlich kann an der Gesamtverantwortung des Pflegeheims festgehalten werden, das eine Vollversorgung anbietet, bei der einzelnen Module „abgewählt“ werden können (Szenario 1a). Alternativ werden Heime ordnungsrechtlich „abgeschafft“ und zu Orten des Wohnens mit integrierten Angeboten, die „zugewählt“ werden können (Szenario 1b). Damit ist sichergestellt, dass Heimträger nicht für Leistungen verantwortlich gemacht werden können, die gar nicht vom Heim erbracht werden. Erst in Szenario 1b ist die Trennung der Sektoren damit endgültig aufgehoben und damit auch die Innovationsbremse für innovative Versorgungsformen zwischen den Sektoren gelöst. Quelle: Alternativen Ausgestaltung der Pflegeversicherung 

 

Auch wir glauben, dass in diesem Ansatz viel Potential steckt. Allerdings sind wir auch überzeugt davon, dass die Pflege eine intelligente Symbiose aus Mensch, Raum und Technologie benötigt. Wenn wir mehr menschliche Nähe (statt Dokumentationsaufwand) in der Pflege wollen, müssen wir fundiert die Vernetzung des Pflegeteams einbeziehen.

@Prof. Rothgang: Lassen Sie uns auf der Schnittstelle von Wissenschaft, Praxis und Start-ups das Teamwork in der Pflege weiterdenken!