Von der Pflegestation in die MedTech Startup Welt – Wir starten eine neue Blog Postreihe und stellen die interdisziplinären Teams bei Lindera vor.
Den Anfang macht Lilian Salis: Lilian ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin und war acht Jahre in mehreren stationären Einrichtungen in Süddeutschland tätig, bevor sie für ein Masterstudium nach Bielefeld zog.
Die 32-Jährige kennt den Pflegealltag wie ihre Kasacktasche – und trägt nun bei Lindera dazu bei, digitale Anwendungen für die Pflege und in der Pflege zu implementieren. Mit uns hat sie über ihren Antrieb und ihr ganz persönliches Pflegehaus der Zukunft gesprochen.
Hallo Lilian, willkommen im Team! Erzähl doch mal –
Was hast du vor LINDERA gemacht?
Danke schön, und Hallo! Etwas mehr als acht Jahre war ich als „Schwester Lilian“, als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig.
Nach einigen Jahren Berufspraxis im klinischen Umfeld, vor allem in intensivmedizinischen Abteilungen, habe ich ein Bachelorstudium in Pflege und Gesundheitsförderung absolviert.
Was hat dich dazu bewegt, bei LINDERA anzufangen?
Ältere Menschen (Senior*innen) gesund zu pflegen und ihnen wieder zu mehr Wohlbefinden und Aktivität im Leben zu verhelfen, hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Und mich stolz gemacht.
Dabei kristallisierte sich eins für mich heraus: wie stark Gesundheitsförderung und Prävention einen Einfluss auf die Pflegearbeit und den Verlauf der Genesung nehmen. Ein Gedanke führt zum nächsten, ich entschied mich für ein Pflegestudium. Über das Job Portal LinkedIn bin ich auf Lindera gestoßen.
Bei Lindera möchte ich einen echten Beitrag leisten, damit grundlegende Pflege-Tätigkeiten gestärkt werden. Dazu gehört allen voran auch das Thema Mobilität im Alter.
Ich glaube an Lindera‘s Vision, dass wir mit digitalen Assessments unseren Berufszweig unterstützen und dabei genau wie Mediziner:innen, auf evidenzbasierte Empfehlungen zur Maßnahmenplanung setzen sollten. Der Pflege steht eine gute technische Ausstattung zu. Auf diese Weise sind wir ortsunabhängig, öfter bei unseren Pflegepersonen und können diese adäquat und informiert an Entscheidungen teilhaben lassen.
Welche Aufgaben übernimmst du jetzt bei LINDERA?
Ich schreibe gerade meine Masterarbeit und untersuche dabei, welche Faktoren die Akzeptanz von innovativen Pflege-Technologien in der Praxis fördern und wie man Change-Management Prozesse, partizipativ, also gemeinsam mit den Mitarbeitenden anstößt.
Ich bin Teil des Customer Success Teams, dass sich um alle Belange der Implementierung und Handhabung der Lindera Mobilitätsanalyse-App kümmert. Derzeit begleite ich ca. 30 stationäre Pflegeeinrichtungen bei der Einführung der digitalen Sturzprävention.
Inwiefern hilft dir deine Pflege-Vergangenheit in deinem neuen Job bei LINDERA?
Als ehemalige Gesundheits-und Krankenpflegerin fällt es mir leicht, mich in die Abläufe eines Pflegesettings einzudenken. Auch Empathie und Freude an Care-Arbeit, wie sie in meinem Selbstverständnis stark verankert sind, helfen mir, die Bedenken der Berufsgruppe aufzunehmen und weiterzugeben sowie Fallstricke und Hindernisse zu identifizieren.
Erzähl uns von einem typischen Tag aus deinem ehemaligen Job:
Wie viel Zeit blieb für die soziale Betreuung und Maßnahmen zum Erhalt der Mobilität und Fitness?
Aus meinem Stationsalltag weiß ich, dass für gesundheitsförderliche Maßnahmen generell wenig Zeit übrig blieb. Wir waren immer nur wenige Fachkräfte, die viele Patient:innen und Senior:innen versorgt haben.
Das bedeutete: Viele Routine-Aufgaben, wie beispielsweise die tägliche Hygiene, medizinische Untersuchungen, Mahlzeiten und die dazugehörige Dokumentation der Prozesse haben meine Arbeit bestimmt.
Das Zusammenspiel des therapeutischen Teams, bestehend aus Ergo- und Physiotherapie, dem sozialen Dienst und der Pflege war deshalb schon immer sehr wichtig. Die Pflege hatte dabei eine Art koordinierende Rolle und war die Profession, die mit den Patient:innen entscheiden musste, welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Pflegeschwund, mangelnde Nachwuchskräfte, demografischer Wandel: Was braucht es deiner Meinung nach, damit das Berufsbild Pflege an neuer Attraktivität gewinnt?
Ich plädiere für die Gründung einer eigenen Gewerkschaft, die ihre Lohnpolitik selbst vertritt. Darüber hinaus ist die Ausbildung von berufspolitischen Kompetenzen von großer Bedeutung.
Schon lange wird auch ein:e Beauftragte:r für Pflege in der Regierung mit Kompetenzen für Planung, Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Gesundheitsstrategien gefordert.
Die Pflege muss stärker an die internationalen Berufsausbildungen anknüpfen und eine eigene professionelle Identität bekommen. Dazu ist es wichtig, eine eigene pflegerische Fachsprache in Form von Pflegediagnosen, bzw. einer Klassifikation einzuführen.
Wie stehst du zur Digitalisierung in der Pflege? Welche Vor- und Nachteile siehst du in der Unterstützung durch digitale Tools?
Digitale Kompetenzentwicklung sehe ich als grundlegende Voraussetzung auf der betrieblichen Ebene und auf dem Weg zur Professionalisierung – und sollte demnach in jeder Pflegeeinrichtung durch Medienkompetenztraining und andere Fortbildungen regelmäßig gestärkt werden.
In meinen Augen bedeutet Digitalisierung in der Pflege, dass insbesondere die Dokumentation durch effektive Anwendungen vereinfacht wird. Damit Mitarbeiter:innen diese digitalen Schritte akzeptieren und in ihren Pflegealltag implementieren, müssen sie die tatsächlichen Vorteile selbst erfahren.
Technische Assistenzsysteme können mithilfe künstlicher Intelligenz die Qualität und Sicherheit der Versorgung verbessern. Sie ersetzen jedoch niemals den Kernprozess der Pflege am Patienten.
Allen voran muss uns die Nutzerfreundlichkeit leiten: Digitale Anwendungen für die Pflege werden nur dann tief in der Gesundheitsversorgung verankert werden, wenn sie bedarfsgerecht und nutzerorientiert sind und das Wohlbefinden und die Menschenwürde in den Vordergrund stellen.
Teilen deine Meinung viele deiner ehemaligen Kolleg:innen? Wenn nein, welche Bedenken haben sie?
Oft höre ich von Kolleg:innen, dass die Doppeldokumentation als doppelte Belastung empfunden wird. Derzeit existiert in vielen Einrichtungen häufig noch ein hybrides Format, bei welchem händisch und am Computer dokumentiert wird.
Durch die Integration von Schnittstellen kann dieses Problem aufgelöst werden. Ich denke, das Problem der digitalen Resistenz kommt daher, dass die Voraussetzung zur Mediennutzung – die Medienkompetenz – von Grund auf fehlt.
Die Pflege soll ein Verständnis für Technik bekommen und diese selbst entsprechend ihren Bedürfnissen und Wünschen vorantreiben.
Wie sieht deine Vision von der Pflege der Zukunft aus? Wie würdest du das „Zukunftshaus der Pflege“ gestalten?
In meinem Zukunftshaus der Pflege sprechen wir eine einheitliche pflegerische Sprache. Es gibt international wie auch national viele validierte Terminologien, die in der Praxis allerdings nicht einheitlich angewendet werden.
Dabei fördert Sprache professionelles Handeln und macht Prozesse und Analysen sichtbar, wodurch wir die Qualität der Versorgung gezielt verbessern können. Das kann schließlich auch helfen, Leistungen besser zu vergüten. Ich denke dabei an ein eigenes Data Warehouse, indem alle pflegerischen Prozesse kodiert sind.
Die Pflegeforschung könnte dabei auf dringend benötigte Daten zur Evaluation zurückgreifen, um Standards zu etablieren und weiterzuentwickeln.
Die Bezugspflege wäre wiederum in der Lage, unterstützt durch KI und Machine Learning, auf datengetriebene, objektive Empfehlungen zurückzugreifen. Mithilfe der Digitalisierung wird schließlich auch New Work in der Praxis möglich und die Pflege als Beruf anschlussfähig und für junge Menschen attraktiv.
Zum Abschluss: Wo siehst du dich nach deinem Masterstudium?
Ich möchte weiterhin im Ökosystem Pflegeentwicklung, Berufspolitik und innovativer Technik im Gesundheitswesen wirken und arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen beratende Tätigkeiten wahrzunehmen, währenddessen ich in der Produktentwicklung Themen wie die User Experience und UX Research vorantreibe.
Auf jeden Fall werde ich die Arbeit in zweck- und sinnstiftenden Unternehmen und Einrichtungen bevorzugen.