Was macht die HIMSS in Orlando so besonders? Sicher nicht nur die Palmen und Pools! Mehr als 900 Aussteller, rund 300 Vorträge und unzählige CEOs und Digital-Health-Expert:innen an einem Ort an der Sonne: Wer sich über die wichtigsten Trends, Innovationen und Fortschritte der Digital-Health-Branche informieren und austauschen möchte, kommt um einen Besuch auf der HIMSS in Orlando nicht herum.
Auf der weltweit wichtigsten Konferenz für Digital Health und Technologie im Gesundheitswesen kommen jedes Jahr Fachleute und Unternehmen aus der ganzen Welt zusammen, die in ihrem jeweiligen Bereich führend sind, und präsentieren dort ihre neuesten Entwicklungen und Produkte. Auch wir waren als Aussteller auf der HIMSS Global Health Conference & Exhibition vertreten und haben unsere fünf Key-Take-Aways mitgebracht, die wir sehr gerne teilen möchten:
1. Kein Weg führt auf der HIMSS an SDK oder Platform vorbei
In der digitalen Gesundheitswelt von morgen führt kein Weg an Software Development Kits (SDK) vorbei. Was meinen wir damit? Die Integrations- und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Rahmenbedingungen spielen für digitale Lösungen eine entscheidende Rolle. Als wir bei Lindera mit unserem SDK in Deutschland anfingen, war der Begriff „SDK“ ein Novum. In den USA hat man hingegen das Gefühl, dass alles ein SDK sein muss.
Entweder ist die eigene Technologie eine Plattform zur Integration von SDKs oder man bietet seinen Service als SDK an. Um ein Beispiel zu nennen: Ada Health ist in den USA als reines SDK positioniert und in die Plattform der Versicherungsgesellschaft integriert – mit dem Ziel, Arztbesuche zu vermeiden und dadurch Kosten zu sparen. Der Blick in die USA und auf die HIMSS zeigt: Diese Form der SDK-basierten Lösung werden sich immer stärker durchsetzen.
2. Europe matters – auch auf der HIMSS
Unser nächster Key-Take-Away, um gleich bei unserem Beispiel zu bleiben, betrifft die Fokussierung von Digital Health Unternehmen auf den US-Markt. Ada Health ist dort zum Beispiel aktiv. Wir sehen Technologie Champions, die in Deutschland begonnen und doch Europa jetzt ein Stück weit hinter sich gelassen haben. Sie haben aufgehört, hauptsächlich an ein Wachstum in Europa zu glauben. Wir fragen uns, woran das liegt. Fehlt es an starken Beziehungen zu den Leistungserbringern?
Mangelt uns an Führungsköpfen in Krankenkassen, die über den Tellerrand der Gesetze aus einer analogen Zeit hinausdenken? Obgleich wir täglich von Fachkräften hören, dass der Bedarf aus der Pflege viel größer ist, als das was in der Praxis aktuell finanziert wird, geht es Schritt für Schritt voran. Mit anderen Worten: Wir sind überzeugt, dass Europa ein unglaubliches Potenzial bietet, wenn es sich nicht länger selbst im Weg steht!
Um auch hier ein (Gegen-)Beispiel zu nennen: So hat das französische Digital-Health-Startup Doctolib kürzlich 500 Mio. EUR Risikokapital eingesammelt und gezeigt, dass es möglich ist, den sehr schwierigen B2B-Markt für Ärzte zu knacken – und eine langfristige Vision aufzubauen, die auf starken Kundenbeziehungen in Europa basiert. Das Unternehmen hat mit der Vermittlung von Arztterminen begonnen und seine Aktivitäten dann auf die elektronische Gesundheitsakte ausgeweitet. Doctolib hat die Anforderungen und Bedürfnisse der Kund:innen vollständig verstanden – und so Investoren von sich überzeugt.
3. Auch US-Pflegekräfte wünschen bessere Arbeitsbedingungen
Auch in den USA kämpfen Pflegekräfte für bessere Arbeitsbedingungen und suchen nach Wegen und Möglichkeiten, um sich mehr Gehör zu verschaffen. Die US-Pflegekräfte haben ihren deutschen Kollegen zwar voraus, dass sie fachlich mehr dürfen. Trotzdem tun diese sich aber auch in den USA schwer, eine Lobby zu bilden und die Health-Tech-Unternehmen für sich einzuspannen. Wie in Europa auch muss hier in den kommenden Jahren also noch viel passieren. So zeigen uns die Diskussion in vielen Vorträgen auf der HIMSS.
4. Leistungserbringer und Kassen als Schlüssel für Market Adoption
FDA – die U.S. Food and Drug Administration – und Hippa – Health Insurance Portability and Accountability Act – sind die Schlüsselworte zum Eintritt auf den US-Markt, aber wahrlich nicht die einzigen wichtigen Themen. Wie in der EU sind Leistungserbringer und Kassen (Health Care Plans) der Schlüssel zur Markteinführung. Und wenn die Zulassungsvoraussetzungen geschaffen sind, sind die Themen Datenschutz & Co. vom Tisch, dann geht es um die Patient:innen und Kosteneinsparungen.
5. Tech-Begeisterung mit Nachholbedarf
Wieder einmal hat unser Besuch in den USA gezeigt, wie offen und begeistert die Leute in den Staaten gegenüber neuen Technologien sind. Die Tech-Begeisterung war ansteckend und überall auf der Konferenz zu spüren! Insgesamt entfaltet sich hier ein völlig anderes Bild von dem was möglich ist: Anstatt über Probleme und Hindernisse nachzudenken, suchen die Menschen hier erstmal nach Lösungen. Gleichzeitig ist uns aufgefallen, dass auch die amerikanische Digital-Healthcare-Szene Nachholbedarf zeigt.
Denn im Gegensatz zu den USA, sind wir E-Health-Gründer:innen in Europa wesentlicher bunter, jünger und diverser – so zumindest unser HIMSS Eindruck. Das ist wichtig, denn Vielfalt in Teams ist zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor geworden. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass nur ein vielfältiges Team die Eigenschaften und Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen antizipieren und die Entwicklung und Verbesserung von Produkten vorantreiben kann.