Praktizierende Mediziner*innen und Forscher*innen haben sich an einen Kompromiss gewöhnt: Entweder sie greifen für Bewegungsanalysen mit Patient*innen oder Proband*innen auf kosten- und personalintensive Ganglabore mit ausgefeilten Sensoren oder Mehrfachkamerasystemen zurück. Oder sie testen unausgereifte 2D-Technologien über eine einfache Kamera, was zwar deutlich günstiger ist, jedoch nicht den Anforderungen an Messpräzisen oder Validierung genügt. Daher konnten Patient Outcomes wie z.B. die Kniebeweglichkeit, Oberkörper- und Schulterstabilität bisher nicht annährend ausreichend genau gemessen werden.
Mit der Publikation „Accuracy of a Monocular 2D Pose Estimation Compared to the Panoptic Studio Toolbox as Reference Standard: Validation Study” [1] im JMIR mHealth and uHealth Journal haben Dr. Anika Heimann-Steinert und Oskar Stamm von der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité – Berliner Universitätsmedizin gezeigt, dass sich das Nützliche mit der zwingend erforderlichen Präzision verbinden lässt.
Die Lindera 2D-Algorithmen, welche als Grundlage für ein 3D-Bild der Gangbewegung über die einfache Smartphone-Kamera dienen, weisen eine exzellente Übereinstimmung zu einem Mehrfachkamerasystemen als Referenzstandard auf.
Zur Studie: Hintergründe und Folgerungen
Eine Schätzung kinematischer Variablen kann mit dem analysierten Lindera-Algorithmus durchgeführt werden und zeigt nur minimale Abweichungen, verglichen mit Daten aus der Panoptic Studio Toolbox als Referenzstandard. In anderen Worten: eine einfache Smartphone-App, wie die patentierte Lindera Mobilitätsanalyse per App zur Reduktion von Sturzrisiken im Alter, kann für bestimmte Messungen als eine kostengünstige Alternative zu medizinischen Ganglaboren genutzt werden und Analysen flexibel und leicht umsetzbar in jedem Wohnzimmer, in jeder Arztpraxis oder in jedem Pflegeheim ermöglichen.
Diese wissenschaftliche Validierung der Messgenauigkeit eröffnet neben der Pflege weitere Anwendungsfelder. Dazu gehören neben der Orthopädie, Neurologie und Geriatrie auch die Reha und Apps für Digitale Therapien.
Über das Journal
JMIR mHealth and uHealth ist eine Partner-Zeitschrift von JMIR, einer der führenden eHealth-Fachzeitschriften. JMIR mHealth and uHealth erschien erstmal 2013 und konzentriert sich auf die Themen Gesundheit und biomedizinische Anwendungen in den Bereichen Mobile und Tablet Computing, Pervasive und Ubiquitous Computing, Wearable Computing und Domotik. Im Juni 2020 erhielt JMIR mHealth and uHealth von Clarivate Web of Science den Impact Factor 2019 von 4,313 (5-Jahres-Impact Factor: 5,323).
[1] Stamm O, Steinert A, Accuracy of a Monocular 2D Pose Estimation Compared to the PanopticStudio Toolbox as Reference Standard: Validation Study. JMIR mHealth and uHealth. 17/11/2020:19608 (forthcoming/in press) DOI: 10.2196/19608, URL: https://preprints.jmir.org/preprint/19608