Wie sollte digitale Bildung in Zeiten von künstlicher Intelligenz aussehen? In welcher Weise können KI-Anwendungen wie „ChatGPT“ oder Linderas Mobilitätsanalyse unser Wissen bereichern und welche Fähigkeiten müssen wir mitbringen, damit künstliche Intelligenz nachhaltig den Pflegealltag revolutionieren kann?
KI kann uns in vielen Bereichen entlasten und unsere Arbeit sogar verbessern. Doch um die Vorteile dieser Entwicklungen gezielt einsetzen zu können, muss ein gewisses Maß an digitaler Bildung zur Grundvoraussetzung werden.
Seitdem der Prototyp-Chatbot „ChatGPT“ des Unternehmens OpenAI für die breite Öffentlichkeit zugänglich ist, sorgen die Fähigkeiten, Potenziale und Risiken der Technologie für Aufmerksamkeit. Es wird diskutiert, wie die KI unser Alltags-, Schul- und Arbeitsleben in Zukunft verändern wird – in den USA hat ChatGPT bereits ein Medizin– und ein Jura-Examen bestanden.
Beeindruckend! Aber sind wir überhaupt schon bereit für KI? Welche Kompetenzen und welches Wissen benötigen wir, um KI sinnvoll einsetzen zu können? Im Pflegesektor gehen wir diese Herausforderung bereits seit mehr als einem Jahr mit einer Unterrichtseinheit zu digitalen Technologien in der Pflege an.
Das Beispiel „ChatGPT“ zeigt die weitreichenden Einflussbereiche digitaler Innovationen: Seit seiner Einführung am 30. November 2022 beantwortet er fleißig die Fragen von Millionen von Nutzer:innen auf der ganzen Welt. In Österreich soll der Chatbot deshalb auch bald in den Schulunterricht integriert werden.
Die Schüler:innen und Lehrer:innen packen das Thema aktiv an und lernen, wie künstliche Intelligenz begriffen und eingesetzt werden kann. Das hat Vorteile für alle, denn es ist nicht gesagt, dass Lehrer*innen sich notwendigerweise besser mit digitalen Themen auskennen, als Schüler*innen, die mittlerweile überwiegend Digital Natives sind.
Um den Unterricht zeitgemäß zu gestalten und erfolgreich digitale Kompetenzen vermitteln zu können, braucht es den Mut, sich mit solchen Technologien auseinanderzusetzen. An den Pädagogischen Hochschulen (PHs) in Österreich wird digitales Know-How daher schon zu einem integralen Bestandteil der Ausbildung.
Künstliche Intelligenz in der Pflege
Wir haben uns natürlich gefragt, wie gut sich „ChatGPT“ eigentlich in der Pflege auskennt: Und auf unsere Frage an die KI „What is the best prevention treatment for falls?“ bekommen wir eine überraschend differenzierte Antwort.
Nachdem der Chatbot korrekt anmerkt, dass es für die Sturzprävention keine „one-size-fits-all”-Lösung gibt, gewährt er einen umfassenden Überblick über verschiedene Einflussfaktoren auf das Sturzrisiko wie sportliche Betätigung, häusliche Sicherheit, Medikation, aber auch das Seh- und Hörvermögen.
Damit hat „ChatGPT“ tatsächlich die wichtigsten Risikofaktoren berücksichtigt, die auch unser KI-basiertes Assistenzsystem in der Sturzrisikoanalyse einbezieht. Sogar auf fachspezifische Fragen kann die KI also kompetente Antworten bereitstellen.
Dennoch ist klar, dass – auch wenn unser kleines Experiment amüsant war – der Chat GPT für konkrete Pflegeprozesse keinen spezifischen Nutzen hat. Eine technologische Innovation für die Pflege muss mehr können.
Sie muss die Arbeitsprozesse erleichtern und einen gesundheitlichen Mehrwert für pflegebedürftige Personen liefern: Während Chat GPT sich zwar fachspezifisches Wissen wie aus dem Lehrbuch aneignen und allgemeine Fragen zum Sturzrisiko beantworten kann, unterstützt die Lindera-KI Nutzer:innen bei der Einschätzung der individuellen Sturzgefahr.
Für eine genaue Einschätzung des Sturzrisikos einer Person braucht es neben dem Allgemeinwissen um Risikofaktoren, eine wirksame Methode für die Ganganalyse und umfassende Informationen zum gesundheitlichen Zustand einer Person, die teils nur auf der Basis jahrelanger Pflegeexpertise gesammelt werden können. In sozialen Berufen bedarf es individuellen Einschätzungen und Zuwendungen und keiner allgemeinen Antworten auf allgemeine Probleme.
Aktuell eröffnet sich mit digitalen Pflegeanwendungen (DiPA) ein neuer Bereich in der Pflege und Gesundheitsversorgung, der verschiedene Lösungen für bestimmte Krankheiten und pflegerelevante Abläufe bietet.
Lindera ist mit der Mobilitätsanalyse per App die erste digitale Anwendung für die Pflege – sie funktioniert mit künstlicher Intelligenz und ist präzise auf die pflegerischen Prozesse abgestimmt. Darüber hinaus ist die App so konzipiert, dass sie den Pflegekräften mehr Zeit mit pflegebedürftigen Personen ermöglicht. Pflegekräfte werden bei der Dokumentation unterstützt und erhalten viel differenzierte Einblicke in den gesundheitlichen Zustand der Senior:innen.
Die Mobilitätsanalyse per App von Lindera ist für viele Pflegekräfte der erste Berührungspunkt mit digitalen Hilfsmitteln für den Pflegealltag. Wir sind überzeugt davon, dass uns digitale Assistenzsysteme wie Lindera in Zukunft zunehmend in der Arbeitswelt begleiten werden und eine große Unterstützung sowie Entlastung im (Berufs-)Alltag sein werden.
Eine Kernkompetenz der künftigen (Pflege)-Generationen wird die Bedienung dieser Tools und Assistenzsysteme sein. Ein weiterer Vorteil: Assistenzsysteme wie unseres tragen zu nachhaltigen Verbesserungen des gesundheitlichen Zustandes der Betroffenen bei. Statt nur Symptome zu behandeln, können die Technologien zur Prävention von gesundheitlichen Schäden eingesetzt werden.
Im stressigen Alltag von Pflegeeinrichtungen trägt künstliche Intelligenz also mehr und mehr zur Entlastung von Pflegekräften bei und hilft uns, die wachsenden Herausforderungen im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel zu meistern.
Digitale Bildung in der Pflege verankern
Um Pflegekräfte und Pflegeschüler:innen zu digitaler Teilhabe zu motivieren und sie bei der Integration neuer Technologien in ihren Arbeitsalltag zu unterstützen, bringen wir KI ab sofort auch an Pflegeschulen. Dort bieten wir eine von der Gerontologin und Studienrätin Nicole Höfler entwickelte Unterrichtseinheit zum Thema „Digitale Technologien in der Pflege“ an.
Unsere dazugehörigen Unterrichtsmaterialien sind für Pflegeschulen kostenfrei und flexibel einsetzbar, können angepasst und je nach Bedarf in Seminarinhalte eingebunden werden.
Folgende Themenschwerpunkte gehören dazu:
- Ethische Grundlagen und Künstliche Intelligenz
- Datenschutz
- Prävention
- Sturzprophylaxe/Immobilität
- Expertenstandards
- Indikatorenmodell
- Projektmanagement zur Einführung digitaler Hilfsmittel.
Im Zusammenhang mit der Unterrichtseinheit können die Auszubildenden die Lindera-Mobilitätsanalyse als Praxisbeispiel frei nutzen und mit zahlreichen Arbeitsblättern, Videoimpulsen und Gruppenarbeitsaufgaben ihr Wissen flexibel erweitern.
Das Ziel der gesamten Digitalisierungsbewegung ist es, die Pflegebranche zu stärken. Um das volle Potential von KI-getriebenen Assistenzsystemen auszuschöpfen, braucht es geschultes Personal im Umgang mit KI-Technologien. Für ihre Nutzung sind ein verantwortungsvoller Umgang und ein umfangreiches Wissen um die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Technologie besonders im Gesundheitssystem unerlässlich.
Aus diesem Grund müssen ein digitales Mindset und eine breit gefächerte Ausbildung im Umgang mit neuen Technologien bereits ein fester Bestandteil der Pflegeausbildung sein. Mit unserer Unterrichtseinheit möchten wir dazu beitragen, dass Pflegekräfte die Modernisierung ihrer Branche aktiv mitgestalten können und in der Einschätzung digitaler Hilfsmittel für die Pflege zunehmend zu Expert:innen werden.
Mehr erfahren über die KI Linderas: